Nach einhundert Jahren ist das, was mit nachdrücklicher Geste stellvertretend den Platz einer Ikone einnahm, längst selbst zur Ikone geworden. Malevichs Schwarzes Quadrat (auf weißem Grund) nahm in seiner erstmaligen Präsentation am 07. Dezember 1915 in der Galerie Dobytčina in Petrograd die Position ein, die in einem traditionellen russischen Haus einer religiösen Ikone vorbehalten ist.
Malevich wird dazu wie folgt zitiert: „Als ich 1913 den verzweifelten Versuch unternahm, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien, stellte ich ein Gemälde aus, das nicht mehr war als ein schwarzes Quadrat auf einem weißen Grundfeld … Es war kein leeres Quadrat, das ich ausstellte, sondern vielmehr die Empfindung der Gegenstandslosigkeit.“ Dass darunter (also unter der sichtbaren Bildoberfläche) nun ein weiteres Bild vermutet wird, hätte vorausgesehen werden können. Für die Erscheinung ist zuerst einmal die Oberfläche – die Qualität des Trägers aber eben nur in Teilen – relevant. Und die Vielschichtigkeit ist eben immer zugegen; Straffung und Klarheit aber der Wille.
Foto: Fanny Harlan
Styling: Pauline Czerwinka
Make Up: Amelie Goldstaub
Video: Antje Engelmann
Soundcollage: Daniel Matz